Die Aktion startete mit einer viel versprechenden Mail von Mr. Inselkind. „Wir sind kurzfristig eingeladen. Hast Du Lust auf eine Karnevalsveranstaltung? Kannst Dich schick machen, aber brezel Dich nicht zu sehr auf." Spontan bin ich ja, klar hatte ich Lust. Gesagt, getan. Aber was anziehen? Weiße Bluse und Bling Bling geht ja immer, also los. 

Ich wählte oben abgebildetes Outfit. Eine schmale Bluse mit weiten Chiffonärmeln und ein goldfarbenes Top mit unzähligen Pailletten für gaaaaanz viel Bling Bling. Dazu eine weiße Jeans mit schimmernden Galonstreifen in Goldfarben. Hohe Schuhe dazu, fertig. Passt schon.  

Auf dem Weg nach Köln bekam ich noch einen kurzen Ablauf des Abends präsentiert, allerdings hatte ich selbst keinen Blick in die Einladung geworfen, was sich noch als fatal herausstellen sollte. Wir checkten im Hilton ein, ich warf mich in meine strahlend weiße Jeans, Haare lagen, zack, ich war fertig. Los ging's. Erstes Treffen in der Hotelbar mit geladenen Gästen. 
Ich sah es sofort!!!! 
Traumhafte Roben, Abendkleider mit Schleppen, das komplette Tamtam-Programm! Herzrasen, Wut und Schnappatmung, „aber brezel Dich nicht zu sehr auf“, schwirrte es in meinem Kopf. Warum hatte ich mich nicht selbst informiert, den Dresscode gecheckt und mich genauer mit dem Event auseinandergesetzt? Egal, zu spät. Mr. Inselkind nahm meine Hand, drückte sie fest, strahlte mich an und sagte: "Lächel, gehe aufrecht, Brust raus....wird schon." Was blieb mir anderes übrig? Heulen und abhauen war keine Option, ich hatte einen tollen Abend geplant. 

Erhobenen Hauptes betrat ich die Bar mit meinem schönsten Think Pink-Lächeln. Ich ging in die Offensive und trat direkt auf die Damen zu, die diese wunderschönen Kleider trugen und mich mit neugierigen Blicken musterten. Zu Recht. Ich begrüßte sie und hielt Smalltalk. Ich ignorierte mein absolut unangemessenes Outfit und tat, als hätte ich selbst die teuerste Robe der Welt an. Natürlich maßgeschneidert 😀.

Als ich diesen Teil des Abends, wie ich fand, erfolgreich gemeistert hatte, ging es zur eigentlichen Veranstaltung, und zwar zu Fuß. Ein riesen Vorteil für mein Casual-Outfit. Die Roben schleppten sich über den dreckigen Asphalt. Ich konnte die Strecke mit meinen 5 cm Absätzen erfolgreich meistern. 

Am Veranstaltungsort angekommen, ging mein Punktvorteil aber rapide in den Minusbereich. Keinen Einlass für Frauen ohne Kleid, keinen Einlass für die Herren ohne Krawatte. Und nu? Ich checkte erst einmal die Lage. Ich sah, dass einige Herren dem Sicherheitspersonal die Krawatten abkauften. Ich war also nicht die Einzige, die den Dresscode nicht kannte, aber die einzige Frau in Hose und dann auch noch eine Jeans. Alptraum! Nein, kein Alptraum, schlimmer geht immer, aber eine echt doofe Situation. 

Ich gab meine Jacke an der Gardrobe ab und zum Glück herrschte reges Treiben im Foyer. Die Menschen waren mit sich selbst beschäftigt, es war voll und hektisch. Keiner schenkte meiner Hose Beachtung. Super! Aber wie am Türsteher, Eintrittskarten-Checker vorbei kommen, ohne Kleid? Ich nahm meine Eintrittskarte, stellte mich in die Damen-Reihe zwischen super Roben und ausgestellten Kleidern. Dann kam dieser Moment!!! Herzrasen!! Der besagte Mann für die Eintrittskarten sah nur auf mein Oberteil und war geblendet von soviel Bling Bling!!! Er blickte mir noch einmal kurz in die Augen und ratsch, der kleine Schnipsel von der Karte war ab und ich weg. Ich war erhört worden, er hat nicht unter die Gürtellinie gesehen! Chacka 💃

Der Vorteil einer Prunksitzung ist ja, man sitzt und es kommt nur das Oberteil zu Geltung, untenrum egal. Perfekt! Sitzen bleiben! Aber so ein Abend ist lang mit Wein und Wasser. Jeder Gang zur Toilette wurde zu meinem persönlichen Catwalk. Gefühlt starrten mich alle an und ich fühlte die Blicke in meinem Rücken. Das man mit einer Jeans so auffallen kann, hätte ich bis dato nicht geglaubt. Also wieder Brust raus, aufrecht gehen, „ich trage eine Traumrobe“. 

Ich kann wirklich behaupten Bling Bling hat mir einen aufregenden, schönen und super lustigen Abend bereitet. Ich hatte wahnsinnig viel Spaß! Zur späteren Stunde ging es an die Theke außerhalb des Saals. Es herrschte eine tolle, lockere Stimmung. Eine Frau in einem wunderschönen Abendkleid kam auf mich zu und sagte, „Ey, du bist ja wohl total cool drauf? Hier mit Jeans hin, dass muss man sich erstmal trauen." Was sollte ich sagen, ich hätte es gerne anders durchgezogen, aber vielleicht wäre mir so manch lustige Unterhaltung entgangen. Es wurde spät, der Abend war richtig gut und ich denke noch oft lachend daran zurück. 

Aber, ich checke jetzt immer die Einladung, den Dresscode und informiere mich im Netz.